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08.05.2024
Boke - Dorf

Lebensgeschichte des hl. Landelinus

Der heilige Landolinus oder auch Landelinus wurde auf dem Landgute Vallis (Vaulx-Vraucort) bei Cambrai im heutigen Departement Nord aus einem edlen fränkischen Geschlecht unter der Regierung des Frankenkönigs Dagobert um das Jahr 637 geboren. Um dem reichbegabten Knaben eine gute Erziehung zu vermitteln, übergaben ihn die Eltern schon in jungen Jahren dem Verwandten Bischof Autbert von Cambrai (636-669), der ihn auch aus der Taufe gehoben hatte.

Wirkungsbereich des hl. Landelinus
Wirkungsbereich des hl. Landelinus

Der Knabe machte unter der Leitung seines väterlichen Lehrers, der seinen Zögling wohl auf den Priesterstand vorbereiten wollte, sowohl im Studium als auch im religiösen Leben glänzende Fortschritte und berechtigte zu den schönsten Hoffnungen, dem Bischof ein Helfer in der Verbreitung des noch jungen Christentums zu werden.

Schon sollte der l8 jährige Jüngling die Tonsur empfangen, da kam plötzlich ein schwerer Rückschlag.
Der böse Feind säte Unkraut unter den Weizen. Mehrere seiner Verwandten gewannen ungünstigen Einfluß auf den Jüngling. Sie überredeten ihn:

“Wie, Landelin, du wolltest in der Blüte deiner Jahre der Welt entsagen und auf ihre Güter verzichten? Hinter Klostermauern kannst du weder dir noch den Deinen nützen. Folge uns und genieße das Leben in vollen Zügen. Tust du das, so soll es dir an nichts fehlen; wir sorgen für dich.”

St. Landelinus; Fenster in der Boker Pfarrkirche
St. Landelinus; Fenster in der Boker Pfarrkirche

Solchen Verlockungen und Versprechungen seiner eigenen Verwandten vermochte der Jüngling nicht zu widerstehen. heimlich floh er aus der Obhut seines Lehrers Autbert und fand leicht Kameraden, deren Umgang ihn vollends verdarb. Rasch war sein Vermögen mit diesen Spießgesellen vertan, und um das lockere Leben fortsetzen zu können, schloß er sich einer Räuberbande an, deren Führer er bald wurde.
Um mit der Vergangenheit ganz zu brechen, und um bei seinen Räubereien nicht so leicht gefaßt zu werden, legte er auch seinen Namen ab und ließ sich von seinen Genossen Maurosus nennen.

Der Bischof Autbert hörte nicht auf, um die Rückkehr seines verlorenen Sohnes zu beten und durch eigene Bußwerke Gottes Gnade herabzuflehen.

Der Betende wurde erhört. Eines Nachts versuchten die Räuber unter der Führung des Landelinus, das Haus eines Reichen auszuplündern. Einer der GeseIlen hatte bereits die Leiter erstiegen, um ein Fenster zu öffnen, als er einen Fehltritt tat und tot in die Tiefe hinabstürzte.
Entsetzt flohen die Räuber in ein nahes Gehölz, wo Landelin zunächst bei dem furchtbaren Gedanken über das Schicksal des toten Freundes seine Ruhe zu finden vermochte.
Dann schlief er ermattet unter freiem Himmel ein. Im Traum hatte er ein Gesicht.
Der Schutzengel trat an sein Lager, und es kam ihm vor, als wenn böse Geister die unglückliche Seele des toten Räubers zur Hölle geißelten und als vernehme er die Stimme des Engels:

“O Landeline, modo conspice remunerationem tui laboris. Derelinque igitur opera diaboli!
Landelin sieh hier den Lohn in der Ewigkeit!
Laß ab von den Werken der Finsternis, lege die Blindheit deines Geistes ab und werde ein Streiter für Christus; folge den heilsamen Lehren deines geistigen Vaters Autbert.”

Landelinus erwachte; von Gewissensangst aufgeschreckt, in tiefster Seele aufgewühlt, schwebten seine Vergehen vor ihm; er kniete auf die Erde und dankte dem Herrn für seine Barmherzigkeit und bat um die Gnade wahrer Bekehrung. Sogleich verließ er seine bösen Genossen, mit welchen er fünf Jahre zusammen gehaust hatte.

Rückkehr und Kniefall Landelins
Rückkehr und Kniefall Landelins
(Gemälde von Anton Waller, 1926)
(Foto: Pfarrer i.R. Aloys Maas, 1920-2013)
(Zum Vergrößern anklicken)

Er eilte nach Cambrai zum Bischof Autbert, fiel vor ihm nieder und bat ihn um Verzeihung. Dieser nahm den wiedergefundenen Sohn voll Freude in seine Arme, dankte Gott für seine Rückkehr und führte seinen Zögling wieder in den Schoß der Kirche zurück.
Nun begann Landelin in einem Kloster zu Cambrai ein hartes Leben in Bußübungen, Fasten, Beten, um für seine an Leib und Gut der Mitmenschen begangenen Verbrechen Buße zu tun.
Der Bekehrte entsagte dann ganz der Welt, bat den Bischof um die vorbereitenden Weihen zum Priesterstande; er erhielt die Tonsur in christlicher Demut und ging auf Rat des Bischofs Autbert als Pilger nach Rom.
Sein Eifer in den Werken der Buße war so ehrlich und groß, daß ihm Autbert nach der Rückkehr aus der ewigen Stadt die Diakonatsweihe erteilen konnte.

Ein zweites Mal unternahm er eine Buß- und Pilgerfahrt nach Rom zum Papste Vitalian (657-672) und empfing, in die Heimat zurückgekehrt, aus den Händen seines Lehrers und Bischofs die heilige Priesterweihe.
Obgleich seine Körperkräfte schon nachließen, unternahm er im Jahre 668 noch eine dritte Romreise, und zwar diesmal mit seinen Schülern Adelin und Domitian.
Nach seiner Rückkehr nach Cambrai starb dort sein väterlicher Freund und Lehrer, dem Landelin so unendlich viel zu verdanken hatte.
Sterbend segnete Autbert seinen Zögling und trug ihm auf, noch in anderen Gegenden für die Verherrlichung Gottes und das Heil der Menschen tätig zu sein.

Landelin begann seine gottgesegnete Tätigkeit.
Er ließ in den nächsten Jahren vier Klöster erbauen.
Das erste Kloster entstand, bei Lobbes an der Sambre im Gau Heinau (Provinz Hainaut/Belgien).

Säule und Reste des Klosters in Crespin
Säule und Reste des Klosters in Crespin

Als sein Aufenthaltsort bekannt geworden war und sein heiligmäßiges Leben viele Freunde der Einsamkeit anzog, überließ er diese klösterliche Niederlassung seinen Gefährten, um drei Meilen entfernt das Kloster Aulne zu gründen, welches er wie das erste dem heiligen Petrus weihte.
Gebet und Fleiß der frommen Mönche schufen aus einer Wüste fruchtbares Ackerland und streuten das Samenkorn auf den Acker und den Samen der christlichen Lehre in die Herzen der Menschen.
Das dritte Kloster war in Wallers, acht Meilen von Lobbes, ebenfalls dem heiligen Petrus geweiht.
Das vierte Kloster wurde durch Landolinus in Gemeinschaft mit Adelin und Domitian am Flusse Hion gegründet.
Als sie hier den Wald zur Anlage der Gebäude zu roden begannen, erschien der Grundherr und verbot ihnen jede weitere Arbeit und nahm den Leuten die bei der Arbeit abgelegten Oberkleider fort. Aber der Segen des Himmels ruhte auf den Werken des Landolin.
Bald erkannte der Eigentümer, durch eine Mahnung Gottes belehrt, weil er plötzlich gelähmt wurde, seine allzu große Erregung als unbegründet an und legte dem Bau des Klosters keine weiteren Hindernisse mehr in den Weg.
Er überließ das ganze Grundstück dem Kloster als freies Eigentum und errichtete ein Bethaus zu Ehren des heiligen Bischofs Martin. Dieses Kloster soll 697 eingeweiht sein, als Landolin gerade 60 Jahre alt geworden war.

Quellwunder
Quellwunder
(Gemälde von Anton Waller, 1926)

Diesem Gotteshause fehlte eine Ouelle.
Da - so erzählt eine zweite Lebensbeschreibung - schlug Landelin wie ein zweiter Moses an einen Felsen, und sogleich sprudelte ein kleines Bächlein hervor, weshalb dieses Kloster den Namen Crispinium (lat. crispare = sprudeln) erhielt.
Später entstand an diesem Ort die Abtei Crespin, mit einer dem Apostel Petrus geweihten Kirche.
In einer der zweiten Lebensbeschreibung angehängten Bemerkung wird diese OueIle des heiligen Landelin näher beschrieben.
Sie faßte über 100 Fuß im Umfang. Ihr Wasser galt als heilkräftig. Auch von einem Wunder wird dort berichtet:
Als ein Bäckersohn aus Crispinium in dem Bächlein ertrunken war und tot herausgezogen wurde, wurde er plötzlich, wie man allgemein glaubte, auf die Fürbitte des heiligen Landelin, lebend. Auch von einer wunderkräftigen Salbe ist die Rede, die kranken Augen Linderung und Heilung brachte.
Infolge solcher wunderbaren Gebetserhörungen verbreitete sich die Verehrung des Abtes Landelinus immer mehr.

Er konnte am Abend seines Lebens auf eine erfolgreiche Arbeit im Weinberge des Herrn zurückblicken.
Ein heftiges Fieber befiel ihn. Er fühlte den Tod nahe, ließ sich die heilige Wegzehrung reichen und ließ dann seine Klosterbrüder zu sich kommen.

Traurig umstanden seine aus allen Klöstern herbeigeeilten Zöglinge den geliebten Abt.
Mit väterlichen Worten des Trostes und der Ermunterung entschlief der in härenem Bußkleide auf einem aschebestreuten Boden liegende Heilige wahrscheinlich im Jahre 707. Andere Quellen geben auch 686 als Todesjahr an.

Quelle in Crespin
Quelle in Crespin

Das Martyrologium Romanum und das Martyrologium Paderbornense nennen als Todestag den 15. Juni.

Landelin wurde von seinen Klosterbrüdern in der Klosterkirche von Crispinium begraben.

Die Erhebung seiner Gebeine fand am 15. Juni 1770 statt und geschah durch Bischof Gottfried von Cambrai. Hierauf setzte seine Verehrung als Heiliger ein.

Quellen und Literatur:
- Festschrift: Zur elfhundertjährigen Gedächtnisfeier der Pfarrkirche zu Boke im Jahr 1936; Paderborn 1936
- Acta Sanctorum: Junii Tomus Secundus, Seite 1062-1068; Bruxelles 1695-1717


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