Skulptur der Bremer Stadtmusikanten erinnert an den Ursprung des Märchens in Boke
Nach einer Schneesturmnacht in Boke vor über 200 Jahren fand die Erzählung den Weg in Grimms Märchen
Es war einmal…; so fangen viele Märchen an.
Bei einem weltbekannten Märchen steht jedoch das Lippedorf Boke am Anfang der Geschichte; insbesondere was die Verbreitung dieser Erzählung betrifft.
Es handelt sich um das Märchen „Die Bremer Stadtmusikanten“, welches im Jahr 1819 den Weg in die 2. Auflage der Kinder- und Haus-Märchen der Gebrüder Grimm fand.
Wer denkt bei dieser Märchenerzählung an eine Verbindung mit Boke.
Hintergrund dieser ungewöhnlichen Geschichte ist die Begegnung eines Reisenden mit Gästen im Gasthof Schwanenkrug vor über 200 Jahren.

Die Teilnehmer des Festakts: (v. li. n. re) Paul Bentler, Hans Wieners, Bernhard Kößmeier, Bernd Göstenkors und Ricarda Steiling, sowie Regionalmanagerin Birgit Blanke von LEADER Lippe-Möhnesee, Bürgermeister Johannes Lindhauer, Konstantin Wotschel und Michael Wilper
Damals kehrte August Freiherr Franz von Haxthausen auf einer Reise in einer Schneesturmnacht in den altehrwürdigen Gasthof Schwanenkrug in Boke ein. Dort hörte er die Geschichte „Die Bremer Stadtmusikanten“ das erste Mal.
August Freiherr Franz von Haxthausen wurde in der Nähe von Brakel auf dem Bökerhof bei Bökendorf am 3. Februar 1792 geboren. Nach Studien kehrte er auf den Familiensitz zurück und verwaltete ihn bis 1825.
Im Schloss des Bökerhofs traf sich zu jener Zeit der „Bökendorfer Romantikerkreis“. Zu ihnen gehörten unter anderen die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff, eine Verwandte des Freiherrn, und auch die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm.
August Freiherr Franz von Haxthausen war also mit den Brüdern Grimm befreundet. Er diente ihnen als Zuträger von Märchen und anderen Geschichten.
Von seinen Geschäftsreisen brachte er zahlreiche Märchen mit, welche er von den Leuten unterwegs gehört hatte. Viele dieser Erzählungen fanden Eingang in die Märchensammlung der Brüder Grimm. Auch das Märchen „Die Bremer Stadtmusikanten“ gehört dazu.
Zu diesem Märchen vermerkte Wilhelm Grimm: „Nach zwei Erzählungen aus dem Paderbörnischen.“ Dieser Hinweis deutet darauf hin, dass zwei Versionen zu einem Märchen zusammengeführt wurden.
Die Erzählung wurde mündlich überliefert, wobei sich jede Erzählung leicht von der vorhergehenden unterschied. Damit wurde der Inhalt der Geschichte nicht neu erfunden, sondern wurde nur in Variationen weiterverbreitet.
Dass das Märchen „Die Bremer Stadtmusikanten“ seinen Weg über Boke genommen hat, darüber wusste bereits im Jahr 2015 der damalige Ortsheimatpfleger des Heimatvereins Boke, Bernhard Kößmeier, zu berichten.
Im Delbrücker Geschichtsforum nahm er mit der Ausgabe Nr. 31 der Zeitschrift „damals & heute" das Thema mit dem Titel „Märchenerzähler im Schwanenkrug“ auf.
Er berichtete über den Weg des Märchens in das Märchenbuch der Brüder Grimm und die geschichtliche Einordnung.
Hier der Link zum Download der Ausgabe: Nr. 31 - damals & heute
Über die Verbindung des weltberühmten Märchens "Die Bremer Stadtmusikanten" mit dem Lippedorf Boke gab es aber bisher keinen Hinweis oder ein sichtbares Zeichen im Dorf.
Hans Wieners. der Vorsitzende des Delbrücker Geschichtsforums, gab den Anstoss, den Ursprung dieses Märchens für den Besucher sichtbar zu machen und die Aufmerksamkeit auf dieses Thema zu richten.
Der Heimatverein Boke griff seinen Vorschlag auf. Er machte es sich zur Aufgabe, die Verbindung dieses Märchens mit Boke ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu bringen.
Mit einer Arbeitsgruppe begann der Heimatverein im Mai 2025 die gestellte Aufgabe in die Tat umzusetzen.
Kürzlich wurde das Projekt mit der Aufstellung der Skulptur der Bremer Stadtmusikanten an der Parkplatzzufahrt zum Bürgerhaus Boke abgeschlossen. Eine Sitzgelegenheit und eine Infotafel in der Umgebung ergänzen die Skulptur.
Zusätzliche Informationen und Audiodateien können über einen QR-code abgerufen werden.
Neu gestaltet wurden auch die Willkommenstafeln in den Ortseingangsschildern.

Die Stadtmusikanten Esel, Hund, Katze und Hahn blicken in Richtung des Gasthofs Schwanenkrug, dessen Giebel in der Ferne links hinter dem Baum zu erkennen ist.
Die Skulptur der Bremer Stadtmusikanten wurde in einem Festakt vorgestellt und der Öffentlichkeit übergeben.
Unter den Gästen konnte der Heimatvereinsvorsitzende Paul Bentler den Bürgermeister der Stadt Delbrück, Johannes Lindhauser, Regionalmanagerin von LEADER Lippe-Möhnesee, Birgit Blanke und Hans Wieners, den Vorsitzenden des Delbrücker Geschichtsforums, begrüßen.
Einen besonderen Gruß richtete er an die Familie Pamme-Braun und erläuterte: „Ohne euren Gasthof Schwanenkrug gäbe es die Bremer Stadtmusikanten nicht.“
Weitere Grüße gingen an die Ratsherren, die Vereinsvertreter und alle die zu diesem besonderen Ereignis zusammengekommen waren.
Unter den Teilnehmern begrüßte er auch die Anwohner der Gebrüder Grimm- und der August-von Haxthausen-Straße in Boke.

Von hier nahm das Märchen "Die Bremer Stadtmusikanten" vor über 200 Jahren seinen Weg in das Märchenbuch der Brüder Grimm.
Anschließend richtete Bürgermeister Johannes Lindhauer ein Grußwort an die Teilnehmer. In seiner Rede betrachtete er die Eigenschaften der Bremer Stadtmusikanten, welche aus Mut, Hoffnung und Kraft bestehen. Er erläuterte:
„Die erste Eigenschaft ist der Mut, den die Stadtmusikanten hatten, um die Heimat zu verlassen und sich in ein neues Leben aufzumachen. Auch ihr habt bei diesem Projekt Mut bewiesen, denn die Stadtmusikanten sind seit jeher mit Bremen verbunden. Doch blicken wir in die Geschichte und den Ursprung, es zeigt uns natürlich, wieviel Sinn es macht das Thema gerade hier in Boke, in direkter Nachbarschaft zum Schwanenkrug zu platzieren.
Die zweite Eigenschaft ist die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Natürlich sind auch wir alle hoffnungsvoll, dass dieses Projekt in Boke, in der Stadt Delbrück und über die Region hinaus bekannt wird.
Die dritte Eigenschaft ist die Kraft, gemeinsam das Ziel anzustreben und zu erreichen. Diese Kraft bringt auch das gesamte Projektteam auf, den Ursprung des Märchens in den Focus zu stellen und Thema Delbrücker Stadtmusikanten als Thema für Delbrück zu spielen. Machen wir uns gemeinsam auf den Weg und machen wir mutig weiter. So bringen wir nicht nur vielleicht die Delbrücker, sondern auch die Menschen aus dem Paderborner Land und darüber hinaus nicht nur das Märchen mit Bremen in Verbindung, sondern auch ein wenig mehr mit Delbrück-Boke.“
Das Projekt „Die Bremer Stadtmusikanten“ wurde mit Mitteln der LEADER-Region Lippe-Möhnesee gefördert.
Regionalmanagerin Birgit Blanke, welche dieses Projekt sehr spannend fand, erörterte das Förderprogramm für Kleinprojekte. 29 Projekte wurden In diesem Jahr gefördert; auch das Projekt in Boke gehörte dazu.
LEADER Lippe-Möhnesee förderte das Projekt mit 5800,- Euro; welches 80% der Gesamtsumme entspricht.
Birgit Blanke bedankte sich bei den Ehrenamtlichen für die erfolgreiche Umsetzung und beglückwünschte Boke zu diesem tollen Projekt.
Danach stellte der Heimatvereinsvorsitzende Paul Bentler die Mitglieder des Teams vor, die an der Planung und Durchführung des Projekts mitgewirkt haben.
An der Planung beteiligt waren der Arbeitskreis mit Paul Bentler, Hans Wieners, Bernhard Kößmeier, Bernd Göstenkors, Ricarda Steiling und Nicole Ottensmeier, welche auch die Skulptur der Tiere und die Willkommenstafeln entwarf. Für die Ausführung sorgten Heinrich Fraune (Fertigung der Skulptur aus Stahlblech), Autolackiererei Konstantin Wotschel (Lackierung der Skulptur), Michael Wilper (Fundament für die Skulptur und Logistik) und Neumann Werbung (Fertigung Infotafel und Willommenstafeln).
Für den Einsatz und die geleistete Arbeit bedankte sich Paul Bentler ganz herzlich bei den Beteiligen dieses Projektes.

Heimatvereinvorsitzender Paul Bentler (v. li. n. re.), Bürgermeister Johannes Lindhauer und Regionalmanagerin Birgit Blanke von EADER Lippe-Möhnesee hören den Ausführungen zu.
Über die Entstehung und Verbreitung des Märchens referierte Hans Wieners vom Geschichtsforum . Er gab einen geschichtlichen Rückblick auf die Brüder Jakob und Wilhelm Grimm, sowie August Freiherr Franz von Haxthausen, welcher Märchen für die Brüder Grimm sammelte.
Er bedauerte es, das obwohl viele Märchen im „Paderbörnischen“ ihre Wurzeln haben, spielt diese Region auf der Deutschen Märchenstraße überhaupt keine Rolle.
In seinem Schlusswort gab er deshalb dem Wunsch Ausdruck: „Wer weiß, vielleicht gehört in Zukunft die Märchenstraße hierher nach Boke, wo einst eines der berühmtesten Märchen seinen Weg begonnen hat.“
Nach der Feierstunde gab es für alle einen Umtrunk im Foyer des Bürgerhauses.
Die Bremer Stadtmusikanten - Ein Märchen aus Boke erobert die Welt
Unter diesem Beitrag gibt es auf der Internetseite der Stadt Delbrück weitere Informationen zu diesem Projekt.
Neben Audio-Dateien zum Nachhören gibt es dort auch den Text des Märchens zum Nachlesen.
Hier der Link zu diesem Beitrag:
https://www.stadt-delbrueck.de/de/unsere-stadt/die-bremer-stadtmusikanten.php
13.12.2025 Fotos: Josef Schäfermeyer

